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Das Bestgehütete schweizer bike-geheimnis

8 June 2018
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8 June 2018
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08 Jun. 2018

Radfahren auf einer versteckten Straße in der Schweiz

Sanetschpass. Wallis. Schweiz

Mit ihren schönen Bergen, freundlichen Autofahrern und guten Straßen würde man erwarten, dass die Schweizer Pässe auf den Wunschlisten vieler Radfahrer viel weiter oben rangieren würden. Aber anscheinend ist das Unbekannte ungeliebt. Möchtest du einen der schönsten Aufstiege kennenlernen?

Bei einer Länge von fast 26 Kilometern und einem Höhenunterschied, der fast so groß ist wie der des berüchtigten Stilfser Jochs, könnte man denken, dass mehr Radsportler den Sanetschpass kennen. Uns fallen durchaus ein paar Gründe ein, warum das nicht der Fall ist, doch der Wichtigste davon ist unserer Meinung nach vielmehr ein richtig guter Grund, genau dort Rad zu fahren: Es handelt sich um eine Sackgasse. Von Sion aus, das auf ca. 500 m Höhe liegt, fährt man den Sanetsch hinauf, ohne dass es eine wirkliche Abfahrt gibt. Denn auf der Rückseite des Bergs gibt es keine Straße. Eine Möglichkeit besteht darin, mit der Seilbahn nach Gsteig hinunter ins Tal zu kommen und danach eine (ziemlich lange) Tour zu fahren, die dich schließlich wieder nach Sion zurückbringt. Der große Vorteil dieser Sackgasse ist, dass es auf dem Weg nach oben sehr ruhig ist.

Sanetschpass. Wallis. Schweiz

An einem schönen Sommer- oder Herbsttag bieten sich dir wunderschöne Blicke über die hügeligen Weinberge. Du fährst auf der sonnigen Nordseite des Rhonetals, einer Region der Schweiz, die für ihren Weinanbau bekannt ist. Hier ist der Aufstieg noch angenehm, aber sobald du die Weinberge verlässt und in ein Seitental einbiegst, beginnt die Straße immer steiler zu werden.

Sanetschpass. Wallis. Schweiz

Um Missverständnisse auszuschließen: Der Sanetsch ist zwar mit fast zweitausend Höhenmetern ein langer und harter Anstieg, aber der größte Teil davon kann als „steil, aber machbar“ eingestuft werden. Es gibt ein paar kurze Abschnitte, in denen die Steigung zweistellig ist. Nach den Weinbergen folgt eine Asphaltstraße unterschiedlicher Breite, die auf beiden Seiten von hohen Nadelbäumen begrenzt wird. Diese bieten zwar Schutz vor dem Wind, aber – wie wir bei unserem Aufstieg feststellen – nicht vor dem Regen.

Sanetschpass. Wallis. Schweiz

Mittlerweile haben wir einiges an Höhe gewonnen und man merkt, dass es hier deutlich kälter wird. Besonders wenn noch ein paar Tropfen von oben dazukommen. Wir ziehen schnell unsere Regen- und Windjacken an; wer schlau ist, nimmt seine Armlinge aus der Tasche. Wir kommen an zwei gemütlichen, kleinen Restaurants vorbei, entscheiden uns aber dafür, sie als Option für den Rückweg aufzuheben. Die Straße geht auf die andere Talseite über, und an den Bergflanken können wir schon die beeindruckenden Serpentinen sehen. Das ist der Teil, wo das echte Hämmern auf die Pedale beginnt und man schnell an Höhe gewinnt. Es scheint, als würden die Aussichten umso grandioser, je mehr wir ins Schwitzen kommen; das ist wirklich ein wunderschöner Teil der Alpen, und es ist eigentlich ein Wunder, dass es hier kaum Touristen und so wenig Verkehr gibt.

Sanetschpass. Wallis. Schweiz

Die Temperaturen sinken noch weiter, und jetzt, oberhalb der Baumgrenze von 2.000 Metern kann sich auch der Wind wieder voll entfalten. Wir vergraben unsere Köpfe ein wenig tiefer zwischen den Schultern und kämpfen weiter. Der Pass ist schon in Sichtweite und wir möchten ihn für nichts auf der Welt missen. Auf dem Weg dorthin passieren wir einige Tunnel. Wie so vieles in der Schweiz, ist hier alles bestens geregelt: Beim Einfahren in die Tunnel springen ein paar spärliche Leuchtstoffröhren an. Trotzdem ist es ratsam, ein kleines Front- und Rücklicht dabei zu haben, wenn auch nur, um für andere Verkehrsteilnehmer sichtbar zu sein.

Sanetschpass. Wallis. Schweiz

Von der Passhöhe, ca. 26 km von Sion entfernt, müssen wir noch weitere 4 km fahren, um die gemütliche, kleine Berghütte am Stausee auf der anderen Seite des Passes zu erreichen. Der Gedanke an eine heiße Tasse Kaffee und etwas Leckeres auf diesem menschenleeren Pass macht die zusätzlichen Kilometer mehr als wett – auch die Extra-Höhenmeter auf dem Rückweg! Wir nehmen eine Abkürzung über den malerischen Staudamm und setzen uns an einen farbenfrohen Tisch in der Almhütte. Durch das Fenster sehen wir die Bergstation der Seilbahn, die uns zurück nach Gsteig bringen könnte, von wo aus wir dann über den Col du Pillon direkt zurück nach Aigle oder über den Col de la Croix und dann durch das Rhonetal zurück nach Sion fahren könnten. Das ist zwar eine lange Tour, aber wenn man Sion früh genug am Morgen verlässt, sollte sie machbar sein.

Nachdem wir unsere Snacks gegessen haben, beschließen wir, auf dem umgekehrten Weg wie bei der Auffahrt die wunderschönen Serpentinen mit der Schwerkraft zu unseren Gunsten zu nehmen. Das hatten wir uns aber auch redlich verdient! Ach so: psst! Das erzählst du aber nicht weiter – oder? Ansonsten könnte es hier auf dem Sanetschpass nämlich ziemlich voll werden.